Stichwort Konsum: Wer etwas verändern will, braucht Liebe – und Begeisterung

Liebe_und_Beigeisterung

Wessen zwei menschliche Grundbedürfnisse nach 1. Bindung und 2. Freiheit / Erfolg / Anerkennung nicht erfüllt werden, fühlt sich unglücklich. Wer unglücklich ist, kompensiert das – beispielsweise mit Konsum und Schokolade. Um solche alte, eingefahrene Gewohnheiten ändern zu können, muss man sich für Neues begeistern können.

So lautet die Quintessenz aus dem sehr lehrreichen und interessanten Vortrag von Professor Gerald Hüther von der Universität Göttingen (auf seiner Website gibt es noch viel mehr interessante Vorträge zum Download…), der im Blog denkbonus schon 2013 geteilt und diskutiert wurde. Dort und auf YouTube könnt ihr euch den 20 Minuten kurzen Vortrag von der 2. Konferenz von Denkwerk Zukunft ansehen.

Wir schaffen die Konsumenten von morgen

Unser Einfluss auf die nächste Generation ist enorm
Unser Einfluss auf die nächste Generation ist enorm

Besonders interessant – und teilweise beängstigend – war für mich der Teil des Vortrags, wo Gerald Hüther darauf eingeht, welche Rolle wir alle bei der Weitergabe solcher Kompensationsmuster und Verhaltensweisen spielen. Schon einjährige Kinder beobachten genau und ahmen nach. Setzt sich ein Elternteil auf Kosten der anderen Familienmitglieder immer wieder erfolgreich durch? Dann ist das die erfolgsversprechende Verhaltensweise, die das Kind übernehmen wird. Kompensiert ein Elternteil seinen Frust mit Shopping, dann wird das vermutlich auch abgeguckt. Lassen wir als Eltern dem Kind (z.B. durch übermäßiges Beschützen) keine Freiheiten zur Selbstentfaltung, leidet es unter dieser Einschränkung. Bekommt das Kind nicht genug Liebe und keine stabilen Bindungen vermittelt, leidet es ebenso. – Und lernt das dann zu kompensieren (zum Beispiel mit materiellen Freuden). Unser Einfluss ist also enorm!

Begeisterung – eine Fähigkeit, die viele verlernt haben

Mit Blick auf die vorhandenen Ressourcen der Erde, ist es inzwischen unbestreitbar, dass die Menschheit langfristig ihren Verbrauch einschränken muss. – Früher oder später MÜSSEN wir weniger konsumieren. Je früher wir die Kurve kriegen, desto besser für unsere westliche Gesellschaft (passend zum Thema auch dieser Blogpost und vor allem auch die zugehörigen Kommentare). Logisch wissen wir es, das Umdenken fällt aber schwer. Verständlich, so Professor Hüther. Denn zum Umdenken braucht es echte Begeisterung – und die kommt immer seltener vor, je älter man wird. Für mich ein ganz klares Zeichen dafür, dass wir – als Eltern und als Gesellschaft – unbedingt versuchen müssen, die nächste Generation von klein auf für das richtige zu begeistern (und ihnen Bindung UND Freiheit zu schenken, denn wer glücklich ist, braucht kein Frustshopping).

18 Kommentare

  1. Hallo Marlene!

    Ich habe den Vortrag vor einiger Zeit bereits angesehen und er hat mich auch sehr nachdenklich gemacht. Leider ist es bei mir längst zu spät um meinen Kindern diesbezüglich noch etwas mitzugeben, sie sind schon außer Haus und mow erwachsen.

    Für mich kann ich nur bestätigen, wenn mich Dinge begeistern bin ich erfüllt und brauche sonst (fast) nichts.

    Dass sich das mit dem Alter reduziert, kann ich nicht bestätigen. Im Gegenteil, jetzt wo ich weniger Verpflichtungen mit den Kindern habe, ist wieder mehr Platz für meine eigene Begeisterung. Bei mir war es also eher eine Kurve…

    lg
    Maria

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    1. Hallo Maria,
      Das freut mich zu hören – ich hoffe auch, dass bei mir die Begeisterung für Umwelt, Natur und alles mögliche andere nie nachlässt! – und schön für mich übrigens, dass du deine Begeisterung für Blogs entdeckt hast!
      Ich wünsch dir einen schönen Sonntag!
      Marlene

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    2. Liebe Maria,

      vielleicht sind Deine Kinder schon groß, aber verändern kannst Du bei ihnen bestimmt auch noch etwas – sogar ich merke, dass ich (in der umgekehrten Reihenfolge) auch bei meinen Eltern durch meine Art zu leben, noch was bewirken kann. Und wenn´s nicht Deine Kinder sind, bei denen Du was bewirkst: Deinen Lesern gibst Du so wahnsinnig viel mit auf den Weg, das kann kaum eine Mama besser machen 🙂

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  2. Ich denke, dass auch die Schulen eine große Veränderung bewirken könnten. Aber es ist wohl von ganz oben (Kultusministerien, Lehrplangestalter, …) nicht gewollt, dass konsumkritische Menschen erzogen werden, die reparieren und kochen und nähen etc. können.
    Mir geht es wie Maria: ich habe jetzt erst die Zeit und die Muße, mir viele Gedanken zu machen und einiges zu ändern. Aber ich beobachte es leider im Freundes- und Bekanntenkreis: das Beharren, nichts Neues hören und überdenken wollen … traurig und schlimm.
    LG, Franka

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    1. Hallo Franka,
      Ich bin ja froh, dass es Ausnahmen wie euch gibt – ich glaube auch, dass es für die Leute persönlich schöner wäre, sich auch später im Leben noch für neues begeistern zu können!
      Zu den Schulen – da glaube ich, dass da einfach kaum jemand bemerkt hat, dass das Konsumthema in Zukunft wichtig sein könnte! Früher gab es ja auch schon mal mehr Unterricht in Handarbeit, Werken und Kochen (hier in Dänemark gibt’s das noch).
      Liebe Grüße,
      Marlene

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      1. Viele Schulen haben Schulgärten, aber sie verwildern. Es gibt kein ‚Fach‘ dafür und auch für Arbeitsgemeinschaften ist kein ‚Platz‘. Handarbeit und Kochen ist spießig (nicht meine Meinung); wir ‚machen‘ in Literatur, hauptsächlich. Wer will schon Menschen, die selber was machen können anstatt zu konsumieren? 😦

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      2. Ist eigentlich traurig! Ich frage mich nur, ob das von den Schulen bewusst so gewählt ist, oder einfach niemand drüber nachgedacht hat. Aber klar, mit selbst kochen, gärtnern, handwerkern und nähen lässt sich nun mal kein Geld verdienen! Dabei sollten Schulen doch auf das Leben vorbereiten und nicht nur auf das Arbeitsleben…

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      3. Ich möchte mal eine Lanze brechen für (uns) Lehrer… Schule. Ist ein Spiegel der Gesellschaft! An meiner letzten Schule war ich die einzige, die sich für den Schulgarten interessiert hat.. zunächst! Nach kurzer Zeit hatte ich drei sehr engagierte Eltern, die mich unterstützt haben, viele. Kinder, die mit Freude dabei waren und Kollegen, die sogar bereit waren, weiter zu machen, als ich in Mutterschutz ging! Es braucht einfach einen, der begeistert ist, dann geht es auch weiter! Jede Schule lebt durch ihre Menschen dort, und je nachdem, wo die Prioritäten sind, wird dort auch Begeisterung geweckt! Und es ist wie überall- alle diese Projekte sind ehrenamtlich in der Freizeit von Lehrern und Eltern gestemmt! Und auch wenn Lehrer offensichtlich ja mittags aus haben – es gibt sehr viele, die zusätzlich was tun… musisch, sportlich… oder eben umweltschutztechnisch! 🙂 Und wie ihr schon schreibt… je mehr Menschen begeistert sind, umso mehr werden begeistert! Wenn an euren Schulen kein Umweltbegeisterter Lehrer ist, dann seid ihr der begeisternde! Lehrer sind immer dankbar für Begeisterung und Engagement! Und nicht jeder kann für alles begeistern! Und auch Eltern können. Wunderbar Tips und Hilfe für einen lebendigen Schulgarten oder Umweltschutz im Klassenzimmer sein!
        Viele Grüße und danke für deinen begeisternden Artikel:-)
        LG von der Zwergenmama

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      4. Hallo Zwergenmama,
        da hast du Recht, dass auch Eltern (und vielleicht auch Großeltern?) die treibende Kraft sein können, wenn die jeweilige Schule / die Lehrer für das Projekt offen sind. In meiner Schulklasse (auch schon wieder länger her) hatte sich damals auch so eine schöne Dynamik aus der Begeisterung einzelner für Umweltthemen gebildet. Bei mir und 1-2 anderen hat die Begeisterung nie nachgelassen, bei den anderen hat dann leider die Pubertät die Prioritäten verschoben… Aber das ist eine andere Geschichte. Ich frage mich nur, ob man als Gesellschaft zukünftig aber nicht darüber nachdenken sollte, im vollgepackten Lehrplan Luft zu lassen für ein Fach, dass all diese Dinge beinhalten könnte, die aufs Leben vorbereiten. Kochen, werken, Handarbeit, gärtnern, Umwelterziehung, Konsum- und Gesellschaftskritik … das kriegt nicht jeder von zu Hause mit und letztlich bereitet es besser aufs spätere Leben vor, als manches theoretische Faktenwissen.
        Dass einzelne begeisterte Lehrer sowas selbst anstoßen, erfordert ja auch noch Luft in derem Arbeitsleben. So wie ich das einschätze, scheinen viele aber ohnehin schon extrem gestresst zu sein. Da wäre es hilfreich, wenn für sowas eine Lücke im Zeitplan fest eingeplant wäre…
        LG, Marlene

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  3. Liebe Marlene, deinen Worten ist nichts hinzu zu fügen – außer vielleicht, dass man Kindern nicht nur Konsumkritik vorleben kann (durch Begeisterung oder was auch immer), sondern auch Hinterfragen, Nachdenken, nicht bloß das Wiedergeben von unreflektierten Infos. Wir fühlen uns hier manchmal als „Stänkerer“, weil unsere Kinder nicht paar Mal im Jahr sowohl beim unserem Zahnarzt, als auch im Kindergarten oder in der Schule Fluorid auf die Zähne gepinselt bekommen – mal als ganz simples Beispiel. Weil wir uns informiert haben und es uns egal ist, ob es jeder macht – jeder, der nicht hinterfragt. Ich wäre glücklich, wenn wir bei unseren Kindern auch dafür eine Art Begeisterung wecken könnten. Liebe Grüße von Zuhause, Maja

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    1. Stimmt, auch das kritische Hinterfragen will gelernt sein. Ich „stänkere“ auch manchmal, wenn ich verbiete, dass die Kinder z.B. Nicht-Bio-Apfelsinen nicht selbst schälen dürfen wegen möglicher Pestizide. Da rollt farfar schon mal die Augen…
      Ganz liebe Grüsse!

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  4. Liebe Marlene.

    Dein Artikel begeistert! Schön, dass Du ihn geschrieben hast und damit zeigst, was es braucht: jemand, der anfängt zu begeistern. Ich glaube -wie die Zwergenmama auch – dass es möglich ist, was zu verändern, wenn erst mal einer anfängt. Und wenn ich mich hier so umschaue, dann sind wir schon eine ganze Menge Begeisterte, oder?

    Herzliche Grüße,

    anne

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    1. Liebe Anne,
      Ich freue mich wahnsinnig, dass es hier noch so viele gibt, die sich begeistern und versuchen umzudenken und alte Gewohnheiten aufzubrechen. Manche mögen uns dafür belächeln, aber andere begeistert es vielleicht auch 🙂

      Viele Grüße,
      Marlene

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  5. Hallo Marlene,
    schöner Beitrag… das Thema Frustshoppen beschäftigt mich selbst auch sehr 😉 Und ich glaube wirklich, den eigenen Kindern ein anderes Bild von Konsum zu vermitteln, ist noch die einfachste Variante, etwas in dieser Hinsicht zu verändern. Erzähle ich meinen Freunden davon, dass man doch nicht so viel kaufen sollte, bekomme ich oft zu hören “aber es wurde doch eh schon produziert, was macht es da für einen Unterschied, es zu kaufen oder nicht?” Ich hab den Eindruck, dass bei den meisten Menschen Worte überhaupt nichts bewirken. Am ehesten weckt man noch Interesse, indem man mit gutem Beispiel vorangeht und sie dann von selbst auf Einen zukommen und Fragen stellen. Ob sie sich dann etwas davon abgucken, ist dann leider wieder eine andere Geschichte ^^
    Liebe Grüße!

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    1. Hallo Zeitverkosterin,
      Man kennt das ja von sich selbst. Wenn einer einem erzählt, wie man etwas machen soll, wird man schnell „bockig“ und macht das Gegenteil. Mit gutem Beispiel vorangehen und dann auf Fragen eingehen ist sicher das beste. Das mit dem Wertevermitteln bei Kindern ist manchmal auch leichter gesagt als getan, denn wie schnell gewöhnt man sich z.b. an ein trauriges / wütendes Kind mit Essen, Süßigkeiten oder kleinen Geschenken ruhig zu stellen? Da muss man sich dann immer dran erinnern, dass einfach nur knuddeln oder vielleicht einen gemeinsamen Ausflug versprechen auch bzw viel besser trösten können…
      Viele Grüße, Marlene

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      1. Ja, da hast du Rest… Als nicht-Mutti stell ich mir das vielleicht zu einfach vor, da denkt man gar nicht an solche Kleinigkeiten, wie Schokolade geben, die dann letztendlich aber viel aus machen können… Da kommt ja später einiges auf mich zu 😉

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      2. Das sind so Sachen, die man unbewusst macht, die fallen Außenstehenden vermutlich eher auf. (Noch eins aus der Kategorie ist: „Zeig doch mal den Gästen dein neues Spielzeug!“ – da lernt man richtig, dass Konsumieren gesellschaftlich was bedeutet 😦 ) ich muss mich da mal beobachten! Ich denke, dass ist der erste Schritt, es anders zu machen!

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