Alltagsbeobachtungen: Weihnachtliche Kontraste auf der Shoppingmeile

Alltagsbeobachtungen

Draußen ist der Himmel klar und die Temperaturen liegen unter 5 Grad, nachts kratzen sie am Nullpunkt. Eigentlich möchte ich gar nicht wissen, was die afrikanischen Flüchtlinge jetzt machen, die im Sommer im Park eine Art Dauercamp mit Dusche im Springbrunnen und Herd auf dem öffentlichen Grillplatz aufgeschlagen hatten. Den freundlichen alten Mann mit dem weißen Rauschebart, der alle Passanten grüßt, habe ich seit Tagen nicht gesehen. Viele Obdachlose sitzen aber tagsüber weiter am Eingang des Supermarktes, beim Bäcker oder an anderen geschützten Stellen und verkaufen die Obdachlosenzeitung oder das Magazin über illegale Einwanderer.

Den frierenden Obdachlosen umweht der Duft von Bio-Kuchen

Im Kontrast dazu stehen die vielen Leute, die ihre Weihnachtseinkäufe erledigen oder wie ich ein-zweimal die Woche beim Biobäcker aufschlagen und dann mit duften Gebäck direkt an den frierenden Leuten vorbei wieder in ihre warme Wohnung gehen. Mich hat das bei den letzten beiden Bäckerbesuchen dazu bewogen, dem Mann vor der Tür ein Brötchen mitzukaufen.

Elendfreie Zonen: Wie manche Städte für störungsfreies Shoppen sorgen

Von anderen Städten kenne ich aber auch drastische Maßnahmen, die versuchen Obdachlose und Bettler konsequent aus der Fußgängerzone zu verbannen, damit die, denen es besser geht, in Ruhe einkaufen können. ohne womöglich durch den Anblick der Armen dazu gebracht zu werden, ihren täglichen Konsum und Wohlstand in Frage zu stellen. Zum Glück gibt es in jeder größeren Stadt inzwischen auch Winterschlafplätze, um die Leute vor dem Erfrieren zu schützen.

Für (angehende) Minimalisten: Weihnachtliche Chance zum Reduzieren

Derzeit sammeln Kirchen und lokale Vereine hier in Kopenhagen und sicher auch andernorts warme Kleidung für Obdachlose. Ich würde mich zwar nicht wirklich als Minimalist bezeichnen (ich sammle einfach zu viele Dinge), aber die Kleidersammlung ist eine gute Gelegenheit noch einmal den Kleiderschrank durchzugehen und vielleicht ein wenig zu reduzieren. Ich hatte beispielsweise so viele Schals, Handschuhe und Vliesjacken, dass die meisten davon die kalte Jahreszeit ungetragen überdauern, obwohl ich sie eigentlich schön finde. Seit heute habe ich ein paar weniger davon und mein Vorteil ist, dass meine Winterpullis nun in zwei Schubfächer passen.

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5 Kommentare

  1. Wie recht du hast! Oftmals weiß ich nicht, wie ich mit den obdachlosen Bettlern in unserer Einkaufsstraße umgehen soll, denn es ist allgemein bekannt, dass diese von Banden morgens ausgesetzt und abends wieder eingesammelt werden und dann ihre Einnahmen abgeben müssen. Sowas will ich natürlich nicht unterstützen, also kaufe ich ihnen meistens eine Tasse Kakao, die kann ihnen wenigstens keiner abknöpfen.
    Seit letztem Jahr gibt es hier einen Obdachlosen-Bus, der ab November nachts durch die Straßen fährt und die Menschen vor dem Erfrieren rettet. Wie traurig, dass es in unserem Sozialstaat so viele Menschen gibt, die ihr Leben auf der Straße fristen…

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    1. Warmer Kakao ist eine super Idee! Das mit den Banden habe ich auch gehört, bei mir in der Gegend gibt es aber auch viele, die direkt hier auf der Straße wohnen müssen. Im Grunde müsste / würde der Staat ja für alle Menschen (außer die illegalen Einwanderer) aufkommen müssen mit Wohnung und Sozialgeld. Allerdings gibt es ja Menschen, die die ganzen Anträge nicht überblicken können bzw. in andere schwierige Lebenslagen gekommen sind, sodass sie trotzdem auf der Straße leben. Aber wenn ich es mir genau überlege, weiß ich gar nicht so viel über die Thematik (sollte ich dran arbeiten!)
      Liebe Grüße und danke für den Kommentar!
      Marlene

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  2. Schön! Wir haben seit dem Wochenende auch einige Jacken weniger. Hier im Ort wurde für das Benachbarte Flüchtlingsheim gesammelt und da habe ich neben einer Tasche voller nagelneuer nie beachteter Spielsachen auch einige kaum getragene Winterjacken abgegeben! Schön zu wissen, dass die Dinge, die in den Haushalten nur herum liegen, nun wieder in Gebrauch sind!
    Viele Grüße von der Zwergenmama!

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    1. Das gibt ja auch ein gutes Gefühl – ich habe auch so einige Spielsachen im Auge, die nicht populär scheinen und anderswo vielleicht mehr gebraucht werden 🙂 liebe Grüße an euch!

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