Update: Das CO2-neutrale Huhn

Update_CO2neutral

Mal eben schnell die Welt retten, ist leider doch nicht so einfach. Unser letzter Blogpost wurde ziemlich kontrovers diskutiert, es gab viel Gegenwind und damit für uns viel Stoff zum nachdenken. Die Ergebnisse dieser Grübeleien wollen wir euch, die ihr so viele unterschiedliche und kritische Gedanken dazu hattet, nicht vorenthalten:

Zunächst einmal: Das Verrückte Huhn bleibt Co2-neutral. Zumindest auf dem Papier. Es bleibt ein Ablass-Handel, bei dem das Gewissen beruhigt wird. Der böse Server-Blog wird mit einem gepflanzten Baum kompensiert. Dieses Mal haben wir direkt bei I plant a tree einen Baum erworben. Der wird für uns in Wallendorf zwischen Merseburg und Leipzig auf einer ehemaligen Hausmüll-Deponie gepflanzt.

Ja, besser wäre es, selbst einen Baum zu pflanzen. Noch besser wäre es, zusätzlich den Blog auf einen nachhaltigen Server zu verlegen. Punkt 1 ist nur aufgeschoben bis vielleicht einmal ein eigener Garten zur Verfügung steht. Bei Punkt 2 sind wir uns noch nicht sicher, ob das fürs Bloggen nicht Nachteile hätte (für die WordPress-Reader-Leser wäre ein Umzug auf eine eigene Domain doof, oder?). Falls das Huhn langfristig mal mehr Platz in unserem Leben einnimmt als ein schönes Hobby neben anderen schönen Hobbys, ziehen wir den grünen Host noch einmal in Erwägung.

Nach längerer Recherche und Debatte möchten wir euch das Zertifikat „Mein Blog ist CO2-neutral“ von Kaufda ausdrücklich nicht empfehlen!

Wir haben unseren eigenen Baum gepflanzt.
Wir haben unseren eigenen Baum gepflanzt.
Dabei möchte ich (Antonia) klarstellen: In meinem Studium habe ich mich ausführlich mit CSR, sozialen Innovationen und Weltretten beschäftigt. Leider musste ich erkennen, dass sich unser Wirtschaftssystem in den nächsten paar Jahren nicht komplett umkrempeln lässt. Ich halte CSR, den Nachhaltigkeitskodex, diverse Nachhaltigkeitsstandards usw. daher für eine gute und sinnvolle Entwicklung der Gesellschaft und von Unternehmen, wenigstens kleine Schritte in eine umweltfreundlichere und sozialverträglichere Zukunft zu gehen. Ja, viele CSR-Maßnahmen sind halbherzig, zu kleinschrittig, viele auch nur Greenwashing. Die „Machs grün“ Initiative von Kaufda zählt meiner Meinung nach zu Letzterem. Da versucht jemand ohne viel Aufwand (ohne in seinem Unternehmen selbst etwas verändern zu wollen) sich ein grünes Image zu verpassen. Tun soll vor allem der Verbraucher etwas (vor allem, indem er online bei Kaufda bestellt). Insgesamt ist das besagte Unternehmen leider vollkommen konsumunkritisch. Es wird gezielt manipulative Werbung unterstützt für größtenteils unnütze Dinge, die man niemals haben oder kaufen wollte. Die „Machs grün“ Initiative zielt bei genauerem Hinsehen vor allem darauf ab, über Blogs und Schulen das Geschäftskonzept der Firma zu verbreiten.

Ich (Marlene) bin immer noch davon überzeugt, dass die meisten Blogger, die ihren Blog CO2-neutral machen möchten, durch die Initiative noch lange nicht auf besagter Seite nach dem billigsten Schnäppchen suchen werden. Allerdings hat mich Marias Argument, dass jeder Link zur Firma deren Suchmaschinen-Ranking verbessert und damit mehr Menschen dort einkaufen lässt, die vielleicht sonst nachhaltigere Alternativen in der Suche gefunden hätten, überzeugt, die Links zu entfernen und bei der Aktion nicht mehr mitzumachen. Den Blogpost wollte ich dennoch (ohne Links und in abgeänderter Form) stehen lassen, damit Außenstehende die Diskussion noch nachvollziehen und sich gern auch daran beteiligen können.

Nichtsdestotrotz sollte man nicht vergessen, dass es hier eigentlich ums Bäume pflanzen gehen sollte

„I plant a tree“ ist eine saubere Organisation (Stichwort: NGO, ein weiterer Schwerpunkt der entstandenen Diskussion). Dabei sind wir der Meinung, dass NGOs durchaus ihre Berechtigung in unserem aktuellen politischen System haben. Sie bündeln unsere Interessen und können sich viel wirkungsvoller dafür stark machen, als wenn jeder sich alleine müht. Sie sind Kontrollinstanz und fördern das Engagement von Bürgern. Selbstverständlich sind sie nicht fehlerfrei. Viel Geld versickert in Verwaltungsapparaten (und notwendigen Gehältern von engagierten NGO-Mitarbeitern), Mitgliedsbeiträge werden schon mal sinnlos verpulvert, NGOs sind auch anfällig für Manipulation (sei es durch Fördermittelzuwendungen oder die Aussicht auf Sitze und Mitspracherecht in Gremien oder Ausschüssen). Aber wir glauben nicht daran, dass NGOs von „oben gesteuert“ werden. Und im Übrigen sind wir der Meinung, dass jeder von uns, wenn er wirklich wöllte, da „oben“ mitspielen könnte, mit genügend Zeitaufwand und Engagement, als Politiker oder Lobbyist.

Insofern gilt für uns weiterhin das Motto: Lieber kleine Schritte in eine nachhaltige Richtung (z.B. durch Konsumkritik, CSR, Bäume pflanzen, Spenden) als immer nur den großen, perfekten Revolutionsplan im Kopf, der dann scheitert und am Ende gar nichts bewegt.

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19 Kommentare

      1. Muss ich auch gleich mal schauen. Da ich aber Familie in Deutschland und Dänemark habe und gerne alle hin und wieder persönlich treffen möchte, wird das bei mir nicht so gut aussehen wie ich es gerne hätte…
        Schönen Sonntag noch! Marlene

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  1. Hallo,
    gratuliere, eure Reaktion(en) auf die Kritiken zum vorherigen Beitrag finde ich klasse!

    In diesem Zusammenhang möchte ich auf den Berliner Appell hinweisen: http://www.klimaneutral-handeln.de/

    Darum geht es:
    „Durch freiwilliges und wegweisendes eigenes Handeln den Politikern den Rücken dafür stärken, dass sie endlich die dringend notwendigen Regelungen zum Klimaschutz treffen.“

    Das hört sich vielleicht utopisch an, aber ich finde die Idee sehr gut und möchte diese Aktionsseite hiermit weiterempfehlen.

    Viele Grüße,
    Gerald

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      1. Der Initiator Horst Emse hat zusätzlich eine Petition an die Bundesumweltministerin Hendricks gestartet. Diese lautet: „Bitte, setzen Sie sich für eine generelle Zahlungsverpflichtung für CO2-Emissionen ein, damit die Nutzung von CO2-emissionsfreien Energieträgern, Produkten und Dienstleistungen für jeden finanziell attraktiv wird.“ Hier der Link: https://www.change.org/p/bitte-setzen-sie-sich-für-eine-generelle-zahlungsverpflichtung-für-co2-emissionen-ein-damit-die-nutzung-von-co2-emissionsfreien-energieträgern-produkten-und-dienstleistungen-für-jeden-finanziell-attraktiv-wird

        Diese Petition finde ich wirklich sehr unterstützenswert, aber leider kommt sie nicht besonders gut voran. Einen Kurzlink, um die Petition optimal verbreiten zu können, gibt es leider auch nicht (lt. Aussage v. Hr. Emse). Anscheinend gibt es auch Probleme bei der Kommunikation mit change.org … Viele Grüße, Gerald

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      2. Ich finde die Idee, CO2 generell zu besteuern oder für jeden eine Art CO2-Konto einzurichten, ist durchaus eine Diskussion wert. Ich habe unterschrieben und gewittert 😉 Liebe Grüße, Marlene

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  2. Jau, Respekt für die konsequente Umsetzung der Diskussion. Ich habe eben auch einen Baum gespendet, und für die Firma werden wir uns auch ein Profil anlegen.
    Auf jeden Fall sieht man hier auch, wie eine gute Idee sich ausbreiten kann. Danke fürs Posten.

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  3. Werte Hühnerdamen,
    wie wäre es, wenn Ihr Euren STROM von GREENPEACE http://www.greenpeace-energy.de bezieht?
    Dann wäre der Haushaltstrom schon mal gewissensrein.
    Blogmäßig habe ich gut vorgesorgt: Mein Blog führe ich seit 2 Jahren, ich beziehe seit 8 Jahren meinen Strom über Greenpeace und habe vor 20 Jahren einen Baum (eine einheimische EBERESCHE) in meinen kleinen Garten gepflanzt.

    Ich füge hier noch einen Wink mit meinem Link zu einem nützlichen WELTRETTER-Sachbuch ein:
    http://leselebenszeichen.wordpress.com/2013/09/11/50-einfache-dinge-die-sie-tun-konnen-um-die-welt-zu-retten-und-wie-sie-dabei-geld-sparen/

    Gutenachtgruß
    Ulrike von Leselebenszeichen

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    1. Hallo Ulrike – das ist vorbildlich von dir und danke für den Buchtipp, da werde ich mal reinschauen. Ich beziehe in Dänemark, wo es kein Green Energy gibt Strom aus reiner Windkraft. Die andere Hühnerdame bekommt meines Wissens ihren Strom von Lichtblick. Bleibt bezüglich des Blogs noch der Strom vom Hosting und von den Lesern und das sollte in unserem Fall – mangels eigenem Garten – der Baum von I plant a tree ausgleichen.
      Viele Grüße und danke fürs Reinlesen, Marlene

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      1. Liebe Marlene,
        herzlichen DANK für Deine freundliche Antwort, Deinen Lesebesuch und Deine „Anmeldung“ bei mir. Windkraftstrom und Lichtblickstrom sind doch vollkommen in Ordnung. Nun noch ein langlebiger Baum für den Webseiten-Strombedarf, dann ist wieder ein Nachhaltigkeitsschritt getan. Langfristig wäre es wohl angemessen, jedes Jahr einen Baum zu pflanzen – wenn ich den Stromaufwand all der kleinen und großen Rechner und Systeme bedenke sowie die ganze Internetinfrastruktur…
        Morgen publiziere ich übrigens wieder eine biologische „Lesespeise“, aber das wirst Du ja ohnehin mitbekommen.

        Auf Wiederlesen!
        Ulrike von Leselebenszeichen

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