Reparieren: Die eingebaute Sollbruchstelle überlisten

Reparieren

Ich hätte ihn selbst nicht gekauft, aber es gibt ihn im Kinderzimmer: Den Plastikkipper. Er war mal zusammen mit Plastiksandkastenspielzeug als Geschenk bei uns eingetrudelt und jemand hat ihn lieb gewonnen und spielt oft und nicht immer feinfühlig damit. Ich finde ja grundsätzlich, dass Spielzeug die Behandlung durch Kleinkinder lange Zeit aushalten sollte.

Meine Oma hat sorgsam noch Spielsachen ihrer Kinder aufbewahrt, die wenn sie einen neuen Anstrich oder etwas Leim abbekommen, noch wunderbar funktionieren, sogar die Kippfunktion eines Holzlasters aus den 1950ern. Nicht so modernes Spielzeug, das offenbar möglichst schnell kaputt gehen und ersetzt werden soll. Irgendeine oft belastete Stelle ist garantiert mit einem zu unstabilen Teil ausgestattet, das dann zum Frust der Kinder (und Eltern) schnell den Geist aufgibt.

Die Lösung: Ein schon benutztes Geschenkband aus Plastik, das beim letzten Geburtstag bei uns eingeflattert ist.
Die Lösung: Ein schon benutztes Geschenkband aus Plastik, das beim letzten Geburtstag bei uns eingeflattert ist.

Bei unserem doofen Plastikkipper war das nun die Stelle, an der die Laderampe mit dem Rest des Autos (sorry, ich bin kein Mechaniker!) verbunden ist. Da ist die Plastik schnell gebrochen. Die Wirtschaft hat nun so kalkuliert, dass ich meinem traurigen Kind sage „Schade, komm, wir kaufen dir ein neues Auto!“. Aber nicht mit mir!

Kipper - nun mit Schleifchen - wieder bereit zum Spieleinsatz.
Kipper – nun mit Schleifchen – wieder bereit zum Spieleinsatz.
Zuerst haben wir es mit Papierklebeband versucht, zweimal. Das hat jeweils ein paar Wochen gehalten, dann war das Klebeband durchgescheuert vom hoch- und runterklappen der Ladefläche. Nachdem der Kipper nun wieder eine Weile kaputt rumgelegen habe und gerade vom letzten Geburtstag Plastikgeschenkband herumlag, wurde mir bewusst, dass die Lösung doch viel einfacher ist. Ich hab das Plastikband einmal durchgefädelt und nun hält es die beiden Teile, wenn auch etwas wackelig, zusammen. Ich denke mal, es reißt nicht so schnell und Kind kann wieder kippen. Der Kipper hat es auch wieder etwas länger geschafft, in seiner eigentlich Funktion erhalten zu bleiben. Der Welt wird sein Plastik ja vermutlich noch viele tausend Jahre erhalten bleiben.

Das Problem heißt „geplante Obsoleszenz“ und wir lassen es uns gefallen

Das Phänomen, das ein Produkt nach einer gewissen Zeit kaputt geht, nennt man auch „geplante Obsoleszenz“. Arte hat dazu 2012 eine empörende Reportage produziert, die man auf YouTube ansehen kann – (immer noch empfehlenswert!):

Logo-EiNaBWeil reparieren nachhaltig ist, gebe ich diesen kurzen Beitrag zu Marias monatlicher Linkparade „Fix it“ (schaut mal vorbei, da gibt es viel Inspiration auf dem Gebiet!) und außerdem wieder zu unserer Linksammlung „einfach. nachhaltig. besser. leben.“, die noch bis morgen hier im Blog stattfindet, und danach weiter in den Blog Zwischengeflecht wandert.

9 Kommentare

  1. Ach, ich hasse dieses Spielzeug, was schon nach 2 Wochen den Geist aufgibt. Egal ob Plastik oder nachwachsender Rohstoff. Wir bekamen mal einen Holz-LKW eines bekannten Möbelschweden geschenkt, der ging schon vom angucken kaputt. Sowas bringt mich auf die Palme! Liebe Leute, liebe Schenker, Paten, Großeltern, bitte informiert euch genau und kauft Spielzeug, was wenigstens 2 Kinder überlebt!

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      1. Ja klar. Das war alles mit einem billigen (und vermutlich giftigen) Leim zusammen geklebt anstatt vernünftig miteinander verschraubt. Aber ganz ehrlich, ich würde nie wieder in diesem Laden Spielzeug kaufen, auch wenn es mich noch so nett unter seiner eingeschweißten Verpackung anlächelt.
        Ähnlich ging es uns auch mal mit einem Namens-Buchstaben-Zug, den J geschenkt bekam. Da fiel auch bereits beim ersten Begutachten ein Rad ab. Die Großeltern (die das Teil mitgebracht hatten) sprangen gleich entsetzt auf:“ Stopp! Das ist doch nur zum angucken, als Dekoration für dein Kinderzimmer!“ Hallo? Was für ein Quatsch. Wer produziert/ kauft/ schenkt denn bitte Deko für einen 2-jährigen?

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  2. Ha, das will ich mir auch schon längst nicht mehr gefallen lassen! Aktuell ärgert mich eine (geplante?) Sollbruchstelle unter unserem Sofa: die Sitzfläche hängt durch, weil die Gurte darunter nach Kindersofahüpfen gerissen sind. Erster Reparaturversuch: Kleiderstange schräg unter die Fläche geklemmt – passte, hat aber die nächste Hüpfaktion nicht überstanden, pfff.
    Vielleicht versuche ich da mal was mit Fahrradschlauch …
    😉
    Übrigens: hast jetzt ein Plätzchen in meiner Blogroll.
    Liebe Grüße
    Christiane

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    1. Oh, da freue ich mich über das Plätzchen in der Blogroll 🙂 dort kann man bestimmt auch ungestört hüpfen, ohne dass gleich was durchhängt. Wenn ich mir deine tollen Upcyclingprojekte so anschaue, hab ich bald keinen Zweifel mehr, dass sich mit Fahrradschlauch alles reparieren lässt! Vielleicht so über Kreuz als Netz unter dem Sofa?
      Ganz liebe Grüße
      Marlene

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  3. Wie gut wenn das alte Spielzeug aufgehoben wurde. Die Kids meiner Schwester spielen aktuell mit den Plastikkippern und Co die meine Schwester und ich vor über 30 Jahren von unserem großem Bruder übernommen haben ( in unserer Familie gut möglich das er sie auch schon gebraucht bekommen hatte) und mit denen die die Kids meines Mannes aus erster Ehe von den Kindern seiner Schwester übernommen haben. Die haben also vor den beiden jeweils schon mind. 3-4 Kinder überlebt. Klar sind sie etwas ausgebleicht und teils bös zerschrammt, die Aufkleber sind auch ab, einige Metallverbindungen mussten mal gerade gebogen werden aber sonst gehen die noch. Und sie wurden schon immer draussen verwendet.

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    1. Hallo Ina,
      das klingt ja toll – und irgendwie hat Spielzeug, von dem man weiß, dass die Eltern sie schon benutzt haben, doch auch ein ganz besonderes Flair! Was mir aber aufgefallen sit, dass dazu natürlich auch ein bis zu einem gewissen Grad pfleglicher Umgang mit den Spielsachen gehört. Natürlich hält es das nicht aus, rumgeschmissen und draufgetreten zu werden. Manchmal hab ich das Gefühl, dass Kinder im Überfluss das heute manchmal verlernen.
      Liebe Grüße,
      Marlene

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