Weniger ist manchmal mehr… – Zum Beispiel im Badezimmer

Früher als ich Teenager war – es ist inzwischen eine Weile her – stapelten sich bei uns im Badezimmer unzählige Shampoo- und Duschgelflaschen. Kein Wunder, drei langhaarige Frauen im Haushalt, da kam einiges zusammen. Aber ich erinnere mich auch, dass man damals wild die neusten Sorten, Düfte, Farben ausprobierte und fröhlich alles auf die Haut schmierte, ohne in Frage zu stellen, ob das eigentlich gesund ist. Farbstoffe, Duftstoffe, Tenside, vielleicht auch Microplastik. Bestimmt prima für pubertierende Haut und erst recht für trockene Haut, die zu Neurodermitis neigt. Die Antwort darauf: Noch mehr Cremes, Salben und Gesichtswässerchen. Was und warum alles schädlich ist für unsere Haut und skandalöserweise trotzdem in Kosmetika erlaubt ist, kann man z.B. hier nachlesen.

Irgendwann war meine Schwester so schlau, vorzuschlagen, nur noch die gleiche Sorte Shampoo, Duschgel und Cremes zu verwenden, um die Haut nicht all den verschiedenen Stoffen auszusetzen. Das war der erste Bewusstseinsschritt. Dann habe ich angefangen, verstärkt Bio-Kosmetik zu kaufen. Und schließlich bin ich nach dem Studium nach Dänemark gezogen, wo der nationale Asthma- und Allergie-Verbund ein besonderes Label betreibt für Produkte ohne Duft- und Farbstoffe. Die sind im Nachbarland so verbreitet und genutzt, dass es sie quasi in jedem Supermarkt zu kaufen gibt. Ich gebe zu, es war zunächst eine Umstellung, völlig geruchlose Cremes, Duschgels, Waschmittel, Spülmittel und Shampoos zu benutzen. Aber nach einiger Zeit, bestimmt einigen Wochen und Monaten, kam es mir ganz normal vor und das Unnormale waren stattdessen die stark duftenden Produkte, die man in Deutschland kaufen kann. Allen voran mit duftendem Waschmittel gewaschene Wäsche.

Seifenstücke sehen einfach dekorativ aus im Badezimmer.
Seifenstücke sehen einfach dekorativ aus im Badezimmer.

Irgendwann kam aber der Punkt, an dem mich die großen Plastikbehälter störten, in dem sich die geruchlose, umweltschonende dänische Kosmetik befindet, auch wenn mir die Hersteller auf Anfrage versicherten, dass das Plastik gesammelt und wiederverwendet werde. Inzwischen bin ich auf Stückseife, Waschpulver, Haarseife und selbstgemischtes Spülmittel umgestiegen. Auch bei der Haarseife brauchte es einige Zeit, bis sich meine Kopfhaut umgestellt hatte. Aber inzwischen kann ich keinen Unterschied feststellen zum vorherigen Shampoo. Noch dazu sind zwei Seifenschalen am Wannenrand sehr dekorativ und platzsparend! Über die Wahl des besten Seifenbehälters hat sich Antonia vor langer Zeit schon einmal hier Gedanken gemacht.

Besonders praktisch finde ich traditionelle afrikanische schwarze Seife, die man als Alles-in-einem-Pflegeprodukt für Haut und Haar verwenden kann.
Besonders praktisch finde ich – nicht nur auf Reisen – traditionelle afrikanische schwarze Seife, die man als Alles-in-einem-Pflegeprodukt für Haut und Haar verwenden kann.

Es gibt aber noch einen nächsten Schritt, den ich nicht ausprobiert habe. Neulich habe ich auf Deutschlandfunk Nova einen Beitrag über Hygiene gehört. Darin wurde eine Frau vorgestellt, die seit über einem Jahr gar keine Seife oder Shampoos mehr nutzt und sich nur noch mit Wasser wäscht. Auch sie berichtet davon, dass sich ihr Körper erst umstellen musste, aber dass sie jetzt gar keinen Unterschied mehr feststellen könne. Die Haare fetten nicht, sie riecht nicht, obwohl sie nicht einmal mehr Deo benutze. Ihr Mann bestätige das. Im Interview erzählte eine Hygiene-Expertin, dass unsere Körper eigentlich selbstreinigend seien, wenn man sie lasse. Wasser reicht. Die Inhaltsstoffe der Kosmetika aber zerstörten diese tolle Eigenschaft der Haut regelmäßig und machten sie anfälliger. Ich hab das jetzt nicht wissenschaftlich überprüft, aber das Thema hat mich beschäftigt, seit ich diesen Bericht gehört habe. Ich musste daran denken, dass Menschen vor etwa hundert Jahren vielleicht nur einmal die Woche badeten und sich sonst mit Wasser und Waschlappen wuschen. Oder noch früher noch seltener. Und wie wir uns dann immer gedanklich die Nase zuhalten, wenn wir uns vorstellen wie alle gestunken haben müssen. Aber haben sie das wirklich? Wenn sie sich mit Wasser gewaschen haben, vermutlich nicht!

Wie viele verschiedene Kosmetika lasst ihr an eure Haut?

Für mich habe ich zusammengezählt: Seife, Haarseife, Feuchtigkeitscreme fürs Gesicht (v.a. im Frühjahr und Herbst, dazwischen brauch ich sie nicht so), Deo und manchmal Fusscreme, Teebaumöl gegen Pickel und Zinksalbe. – Trotzdem noch eine ganze Menge, wenn man bedenkt, dass es angeblich ohne geht.

Gesund für die Haut, besser für die Umwelt

Je weniger Verpackungen wir kaufen und je weniger Seifen wir wieder ins Wasser spülen, desto besser auch für die Umwelt. Also lieber ein paar richtig gute Lieblingsprodukte sparsam verwenden, als wie früher in meiner Jugend einfach alles querbeet und in rauen Mengen ausprobieren. Aber bis dahin war es für mich ein weiter Weg… Den Beitrag gebe ich wie immer an unsere nachhaltige Linkparade „einfach. nachhaltig. besser. leben.“ Wenn ihr auch etwas zu nachhaltigen Themen aller Art geschrieben hat, verlinkt euren Beitrag gerne!

17 Kommentare

  1. Ich habe mir shampoo und conditioner komplett abgewöhnt. Mein Haar bleibt länger unfettig und lässt sich besser frisieren seit ich nur noch ein Duschgel für alles verwende. Letztens war ich im Hallenbad und hatte meines vergessen und hab nach dem baden nur kurz die Haare mit dem Shampoo einer Freundin gewaschen… meine Haare waren danach eine Woche lang wieder ganz anders als sonst. Weniger tut ihnen deffinitiv besser.

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    1. Hallo Uschi, das ist ja auch eine interessante Beobachtung. Ich denke fast, ich werde auch mal weiter damit experimentieren. Entweder nur noch die schwarze Seife oder vielleicht auch mal eine Weile gar keine. Einfach nur mal aus Interesse 🙂
      Ist natürlich gar nicht gut für die riesige Industrie, die dahinter steckt!
      Liebe Grüsse und dir einen schönen Abend!
      Marlene

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  2. … und ich nutze nur noch festes Shampoo, für alles beim duschen, und eine Stückseife „für nach dem Garten“.
    Außerdem Zahnpasta, ab und an Rapsöl, wenn die Haut zu trocken ist (oder eine geschenkte Tube Bio-Körpermilch) und selten Natron als Deoersatz (es gibt Tage, an denen ich das nötig finde. Meist nicht.)
    Mit „gar nichts“ kann ich mich nicht anfreunden – ich arbeite im Einzelhandel, da gehts mE nicht, eine Übergangszeit mit fettigen haaren auszusitzen. Spannend fände ich das Experiment aber durchaus!

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    1. Hallo Fjonka,
      das stimmt, wenn man jeden Tag Leuten gegenüber sitzt, will man nicht unbedingt Experimente machen 🙂 Aber so reduziert wie bei dir, ist ja auch kaum zu toppen! Wie machst du das mit dem Natron? Einfach mit Wasser anrühren und auf die Achsel schmieren? 🙂
      LG, Marlene

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      1. Noch einfacher: nach dem Unterm-Arm-waschen einen feuchten Finger ins Natrondöschen stipfen, und dann das Pulver, das dran ist, in die feuchte Achselhöhle reiben, gut is‘. 🙂

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  3. Liebe Marlene, danke für den Artikel. Ich bin im Moment bei einem Seifenstück für die Haut, selbstgemachtem Deo (Rezept von Schwatzkatz aus Wasser, Natron, Limettenöl), einer Universalcreme für das Gesicht (alternativ Rapsöl), und einem Bio-Shampoo. Letzteres würde ich wegen der Verpackung gern gegen eine Haarseife ersetzen bzw. diese mal ausprobieren. Hast Du einen Tipp wo man gute bio herbekommt bzw. welche kannst Du empfehlen?
    Danke und liebe Grüße
    Birte

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    1. Hallo Birte, ich habe schon viele ausprobiert und mit den meisten gute Erfahrungen gemacht. Neben der schwarzen Seife, finde ich z.B. die Haarseife von Savion gut. Gibts im Bioladen oder online bei Waschbaer. Dein selbstgemachtes Deo klingt interessant. Vielleicht probiere ich das auch mal!
      Viele liebe Grüsse,
      Marlene

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  4. Hallo Marlene, als Mann bin ich wohl außen vor. Ok, nicht ganz, aber in meiner Kindheitsprägungsphase war es noch traditionell so, daß die Flaschensammlung und die ganzen aufregenden Gerätschaften im Bad den Mädels gehörten. 😉 Heute ändert sich das ja gesellschaftlich auch: Neulich im Restaurant setzte sich ein Pärchen an den Nebentisch und ich mußte dann feststellen, daß die Duftwolke nicht von ihr ausging sondern von ihm 😮 Ok, aber zur eigentlichen Frage: Duschbad (auch für die Haare), eine Sorte Deoroller, Creme gegen trockene Haut, Teebaumöl und noch Zahnzeug. Das wars, der Rest im Bad ist Staub :-p

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    1. Man müsste vielleicht mal ausrechnen, wie viel du als Mann bereits an Plastik und Kosmetika eingespart hast! 🙂 Aber du hast recht, ich glaube, das ändert sich gerade auch und die Werbung nimmt Männer auch immer mehr in den Blick. Dabei wäre es viel besser, wenn bei allen der Trend zur Einfachheit ginge… Staub und so… LG, Marlene

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  5. Mir gefällt dieser Artikel sehr und auch die immer öfter angetroffene Tendenz zu weniger Industrie-Produkten. Ich wohne ganzjährig auf einem Boot. Das hat mich noch mehr dazu gebracht, mir zu überlegen, was ich da alles ins Wasser lasse. Natürlich haben wir einen Schwarzwassertank, den wir regelmässig leeren, aber der Überlauf geht in den Fluss. In Frankreich gibt es eine noch relativ kleine Auswahl an alternativen Produkten. Putzen, Wäsche, Abwasch und Haare waschen besorge ich mit Marseiller Seife aus Olivenöl, Bicarbonat und Essig. Klappt wunderbar. Für die Haut habe ich eine einzige feste Creme aus Kakaobutter und für die Dusche benutzen wir eine Duschseife, oft auch bloss Wasser. Deo benutzen wir keines. Wir stinken nicht und unsere Haut braucht auch kein eincremen da wir ihr ja nichts wegnehmen. Ich bin überzeugt, dass auch der Mensch weitgehend „selbstreinigend“ ist, wie ein Tier, und Wasser absolut reicht. Seit wir dies so machen, riecht für uns allerdings die Umwelt reichlich intensiv künstlich. Wir riechen das Waschpulver aus den Kleider anderer, die Parfums hauen uns fast um, und die Deos -gemischt mit Restschweiss – sind fast unerträglich. Alles Dinge, die wir früher nicht wahrnahmen 😉 Liebe Güsse

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    1. Hallo und lieben Dank für deinen langen Kommentar! Was du beschreibst, geht mir ganz ähnlich. Man war früher so umnebelt von künstlichen Düften, dass man die ausgeblendet hat. Jetzt stechen eine zu starke Düfte direkt aufdringlich in die Nase! Auch nicht schön, es gibt auch ein zu viel. — Übrigens spannend, dass du auf einem Boot lebst!
      Ganz liebe Grüße,
      Marlene

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  6. Hallo Marlene,
    wenn ich manchmal fremde Badezimmer sehe, krieg ich die Krise. Manche Leute glauben wohl, mit immer anderen Shampoos und weiß ich was für Zeug mit Mikroplastik immer schöner zu werden.
    Ich war neulich mal wieder kreativ und habe mir selbst eine Salbe hergestellt. Und die kommt besser an, als ich erwartet habe. Außerdem wirksam auch gegen Zecken, die unser Hund ja reichlich mitbringt. Ich würde meine Salbe hier gern teilen:
    https://4alle.wordpress.com/2019/06/16/beauty-salbe-mit-gaensebluemchen/
    Lohnt sich zum Nachmachen!
    LG
    Jürgen aus Loy (PJP)

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    1. Hallo Jürgen, das klingt ja spannend, gerade wegen der Zecken, die ja Hochsaison haben! Ja, wenn ich in der Drogerie die Beschreibung von Shampoons und Cremes lese, dass kann ich die Leute sogar verstehen. Natürlich will keiner Hautunreinheiten, sprödes Haar, Falten, was weiß ich und man denkt, vielleicht hilft es ja. Aber viel hilft eben doch nicht viel! (Am besten gar nicht erst die Rückseiten lesen 🙂
      Viele liebe Grüße,
      Marlene

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  7. Hi Marlene,
    Danke für deinen Artikel. Ich wusste gar nicht, dass die Dänen da schon so gut mit der Duftstoffproblematik umgehen. Vor drei Jahren war ich wegen meiner Allergie auf diverse Duftstoffe bei einem relativ neu niedergelassenen Allergologen, weil ich mir die Fahrt nach München sparen wollte, und wollte wissen, ob man wie bei Pollen desensibilisieren lassen kann. Der meinte nein und es gäbe überhaupt keine Allergien auf bestimmte Duftstoffe. Und der war Professor! Ich würde mir da für Deutschland mehr Aufgeschlossenheit wünschen. Stattdessen kommen aber Wäscheparfums in Mode, die eigentlich nur Mensch und Umwelt belasten. Ich nutze deshalb nur wenig Produkte wie ein Shampoobar, pure Sheabutter, kaum Makeup, mische Waschpulver selbst, habe ein Deo und ein Seifenstück.
    Liebe Grüße
    Stefanie

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    1. Hallo Stefanie,
      das finde ich ja krass, dass der Professor das so gar nicht auf dem Schirm hatte. Mir ist das tatsächlich zuerst in Dänemark bewusst geworden, vorher habe ich alle diese Düfte, die einem verkauft werden, gar nicht in Frage gestellt. Am besten jedes Mal eine andere Shampoo-Duftmischung kaufen. In Dänemark musste ich mich erstmal an die Geruchlosigkeit gewöhnen, danach fiel mir total auf, wie bei uns alles duftet. Und jetzt nehm ich auch Shampoobar und importiere dänisches Waschpulver 😉
      Viele liebe Grüße,
      Marlene

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