Biokiste: Warum nur bio, nicht regional?

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Seit einiger Zeit haben wir in Kopenhagen eine Biokiste abonniert. Der Name der Firma ( „Aarstiderne“, was Jahreszeiten heißt) verspricht saisonale Früchte. Ich weiß, dass das in den Wintermonaten nur eingeschränkt möglich ist bzw. dass dann eben Zitrusfrüchte Saison haben, die von weither importiert werden müssen. Aber jetzt im September, Erntezeit in Europa, bin ich so enttäuscht, ja entsetzt, dass ich den Anbieter wechseln werde.

Wo sind die Äpfel, Birnen, Pflaumen?

Auch in Dänemark ist Erntezeit. Am 20. September feiert sogar ganz Kopenhagen Erntefest! Aber davon lässt sich unsere Biokiste nichts anmerken. Diese Woche lagen da zwar ein paar große Äpfel und einige Pflaumen – dagegen sag ich gar nichts – in Gesellschaft von einer überreifen Ananas, einer Honigmelone und einigen Bananen. Aber wo sind all die Birnen, Zwetschgen, Quitten und Weintrauben, die hier gerade Hochsaison haben? Natürlich können Bananen und Ananas ganzjährig aus den Tropen importiert werden, auch bio. Aber gerade jetzt, wo wir selbst genug Obst hier haben, muss das doch nicht sein, oder?

Wer bio kaufen will, dem sind Saison und Region egal?!

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Fast könnte man den Eindruck gewinnen, dass meinem Biokisten-Leverandeur nicht bewusst ist, dass sich die meisten Biokunden auch für Nachhaltigkeit im Allgemeinen interessieren – oder liege ich da falsch? Gibt es eine breite Masse an Menschen, die bio ausschließlich der Gesundheit wegen kaufen, sich aber für Transportwege, Fair Trade und regionale Landwirtschaft nicht die Bohne interessieren? Sind das die gleichen, denen es nichts ausmacht, dass Biogemüse so oft in dummer Plastikverpackung daherkommt?

Hofläden als Alternative?

Meine Obstkiste ist kein Einzelfall. Auch die eines Kiste hier für sein umfangreiches Bioangebot bekannten Supermarkts enthält diese Woche neben dänischen Früchten Trauben aus Spanien, Feigen aus der Türkei (bei uns wachsen Feigen an einem Baum im Innenhof, der Anbau in Dänemark muss also möglich sein, wenn man unbedingt Feigen will) und Bananen aus Mittelamerika.

Darum will ich ausprobieren, welche Hofläden in Stadtnähe sich als Alternative anbieten würden. Ich werde es nun wohl mit dem Hof Buresodal versuchen – es gibt aber auch noch ähnliche Alternativen. In deren Obstkiste sind derzeit fast ausschließlich einheimische Früchte. Im Winter kommen dann sicherlich auch importierte Früchte dazu. Als absoluter Hardliner könnte man jetzt radikal fordern, dann nur noch gelagerte Äpfel zu essen so lange es geht – aber ds wiederspricht meinem Bild von ausgewogener, gesunder Ernährung, hier will ich Kompromisse machen.

Welche Früchte esst ihr so?

14 Kommentare

  1. meine biokiste stell ich mir jedes mal extra zusammen (in einer art onlineshop). da ist natürlich immer markiert, wo das obst/gemüse jetzt herkommt.
    die anbieter deiner biokiste haben da in richtung profil und zielgruppe echt was versäumt. für die meisten gehört bio und nachhaltigkeit eben untrennbar zusammen.

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  2. Das hab ich auch schon festgestellt. Mir geht es wie Dir: ich möchte essen, was im Moment Saison hat. Muss nicht bio sein, sollte auf jeden Fall wenige Lebensmittelkilometer auf dem Buckel haben. Lg

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    1. Vielleicht sollte „regional“ auch in Supermärkten und Gemüseläden viel mehr zur Geltung kommen. Bei manchen deutschen Ketten habe ich das schon gesehen. Separat gekennzeichnet und lokale Kooperationen. Sowohl bio als auch lokal wäre dann absolut perfekt!
      Liebe Grüße

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  3. Hallo marlene!

    Bei meiner Biokiste stelle ich auch alles selbst zusammen. Auf der Liste ist auch extra gekennzeichnet, was importiert wird (z.B. im Winter Zucchini)

    Wir haben im Garten noch jede Menge Falläpfel und die Himbeeren und Brombeeren sind auch gerade reif. Ich kaufe gar kein Obst sondern verwende das, was wir im Garten haben.

    lg
    Maria

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    1. Hallo Maria,
      Irgendwann möchte ich auch einen eigenen Garten mit Äpfelbäumen. Bis dahin pflücken wir auch immer bei Freunden und Familie mit, wenn wir dort vorbeikommen. Wir haben nur einen recht hohen Obstverbrauch 🙂
      Ich werde mal gucken, ob es hier auch individuelle Kisten gibt.
      Viele Grüße
      Marlene

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  4. Momentan pflück ich bei meinen Eltern und freue mich über jeden Apfel und jede Tomate, Gurke und Möhre 😀 Eine Biokiste habe ich noch nicht, möchte mich aber bald kundig machen, welche Möglichkeiten ich in meiner Stadt dafür habe. Gut zu wissen, dass Biokiste nicht gleich Biokiste ist, darauf werde ich dann achten 🙂

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    1. Das ist toll, einen Garten zum pflücken zu haben! – mir fällt noch ein, dass in der Erntezeit auch Mundraub (google mal) eine Alternative sein könnte, ein Verzeichnis über herrenloses Obst und Gemüse – allerdings nicht bio.
      Aber eine Biokiste vom Bauernhof müsste optimal sein 🙂
      Liebe Grüße,
      Marlene

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  5. Ich frage mich auch immer wieder, was „die Mehrheit“ der „Bio“-Konsumenten will. Meine Vermutung ist allerdings, dass die meisten an Lifestyle und (eigene) Gesundheit denken (obwohl in dieser Hinsicht Bio-Essen nicht besser ist), nicht unbedingt an Nachhaltigkeit und ökologische Bilanzen. Ich fürchte, das ist die Minderheit…

    Immerhin wird „Bio“ immer noch als Lifestyle-Produkt vermarktet, der Fokus liegt in meinen Augen deshalb für die meisten konsequenterweise auch darauf.

    Ich kann gut verstehen, dass du dich darüber geärgert hast bzw. erschrocken bist, dass bei der Biokiste nicht regionale Ernten berücksichtigt zu werden scheinen.

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    1. Ich hoffe ja ehrlich gesagt auch immer, dass bio auch für mich gesünder ist und beispielsweise weniger Rückstände von Pestiziden, bei Aquakultur-Lachs weniger Antibiotika enthält usw. Und dann natürlich die Umwelt weniger belastet.

      Lifestyle ist ja ein erster Schritt. Müssen wir hoffen, dass die Mehrheit langfristig hinterfragt und weiterdenkt statt sich auf dem erkauften guten Gewissen auszuruhen!

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  6. Liebe Marlene. Die selbe Frage habe ich mir auch schon gestellt. Bei einer 14täglichen Biokiste hatte es vor allem im Winter ganz viel Gemüse und Früchte, die unmöglich aus der Schweiz sein konnten. Ich habe dann beim Lieferanten nachgefragt, ob es nicht möglich wäre, nur CH-Gemüse zu erhalten oder immerhin zu deklarieren, was woher kommt. Die Antwort: Die meisten würden die Gemüsekiste wieder abbestellen, wenn das gelieferte Angebot zu wenig attraktiv sei… Es wollen anscheinend wenige nur Lagergemüse essen. Hauptsache Bio, saisonal und regional ist leider sekundär… Auch auf dem Wochenmarkt ist es nicht ganz einfach zu erkennen, was wirklich gerade Saison hat. Aber zum Glück kennt man mit der Zeit die Marktstände und deren Angebot. Und zudem ist es ja bekanntlich mit der Ökobilanz dann auch nicht so ganz einfach… regional heisst ja noch lange nicht ökologischer. Vor allem wenn es dann um Lagergemüse und Früchte geht. Mit dem habe ich auch immer etwas Mühe. Liebe Grüsse, Lynn

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    1. Hallo Lynn,
      schade, dass so viele Leute bio offenbar nur fürs gute Gewissen kaufen, aber auf nichts verzichten wollen. Klar wird es mit Lageräpfeln als beinahe einzigem Obst über dem Winter öde bis ungesund. Da mache ich dann auch Kompromisse. Aber ich erwarte, dass die Anbieter wenigstens im Sommer und Herbst dann auf die Importware verzichten.
      Mit „regional“ vor bio hab ich auch so meine Probleme, denn ich will die konventionelle Landwirtschaft eigentlich nicht stützen.
      Da muss man dann seinen persönlichen Kompromiss finden, glaube ich,
      Viele Grüße – und toll, dass du direkt beim Anbieter nachgefragt hast! Viellecht sollte ich das auch mal tun.
      Marlene

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  7. Auch Bio-Supermärkte sind halt Supermärkte und müssen eine Massenklientel bedienen. Im hiesigen Alnatura finden sich Bio-Äpfel aus Neuseeland oder Tomaten aus Spanien. Daneben aber auch die Demeter-Produkte, die sind meines Wissen zumindest aus deutschem Anbau, vielleicht sogar regional.

    Zu Deinem Satz „Klar wird es mit Lageräpfeln als beinahe einzigem Obst über dem Winter öde bis ungesund.“ oben im Kommentar: Die bekannte Weihnachtsliedromantik mit Äpfeln und Nüssen kommt ja genau daher, daß früher, vor Erfindung moderner Konserventechnologie, im tiefsten Winter nur noch Nüsse, getrocknete Äpfel etc. vorrätig waren. Selbst in meiner Kindheit (80er Jahre in der DDR) war es noch so, daß wir immer etliche Stiegen mit Äpfeln im Keller hatten und im Herbst auch viel eingekocht wurde. Und auf dem Wohnzimmertisch war im Winter immer eine Schale mit Nüssen. Aber seit der allgegenwärtigen Verfügbarkeit von „Globalisierungsobst“ ist auch das nur noch eine romantische Erinnerung.

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    1. He he – daran erinner ich mich auch noch, 80er Jahre DDR und im Winter das ganze Gewölbe voll mit Äpfeln und Einweckgläsern. Du hast recht, inzwischen sind wir alle sehr verwöhnt geworden!

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