Im Hinblick auf grüne Ideen und nachhaltige Projekte habe ich schon oft von Dänemark geschwärmt. Heute möchte ich ein Projekt vorstellen, das im August an der Jyderup Højskole auf Seeland – etwa eine Stunde von Kopenhagen entfernt – als grünes Bildungsangebot für Jedermann starten soll: Grøn Guerilla. Ich hab dafür mit Nana Alsted von der Jyderup Højskole gesprochen, die die neue Unterrichtslinie in Zusammenarbeit mit er NGO Noah, Mitglied bei Friends of the Earth, auf die Beine gestellt hat.
„Højskole“ ist nicht gleich Hochschule
Die Volkshochschulbewegung in Dänemark ist einzigartig und hat ihre Wurzeln im 19. Jahrhundert. Der dänische Schriftsteller, Philosoph, Pädagoge und Politiker Grundvig gründete 1844 die erste Volkshochschule („Folkehøjskole“), um der breiten Masse ein erschwingliches Bildungsangebot zu ermöglichen, auf dass alle Dänen mündige Bürger in einem demokratischen Land werden könnten.
Zielten die ursprünglichen Volkshochschulen auf eine Grundbildung, bieten heutige Volkshochschulen Angebote zur persönlichen Weiterentwicklung in allen möglichen Interessengebieten. Für gewöhnlich wohnt man für einige Wochen in der Hochschule, nimmt eine Auszeit, testet seine Interessen vor einem „richtigen“ Studium oder bildet sich weiter im Ruhestand. Man kann auch einzelne Tage an einer Højskole verbringen. Der Aufenthalt kostet Geld, aber beinhaltet Unterricht, neue Kontakte, Kost und Logi gleichermaßen. Einen Eindruck vom Flair der noch sehr jungen Jyderup Højskole – spezialisiert auf Musik und Politik – gibt dieses Video:
Der neue Kurs „Grøn Guerilla“ soll zum Nachdenken anregen, Hintergrundwissen vermitteln und es soll ganz praktisch zu Werk gegangen werden. Sei es per Zusammenarbeit und Mithilfe bei dem nachhaltigen Bauprojekt Makvärket, per Ausflug zum UN-Klimagipfel in Paris oder per selbst gestarteter Kampagne – während der 12 bis 18 Wochen, die der Kurs dauert, sollen konkrete Schritte hin zu einer „besseren Welt“ getan werden.
Ein Kursus, um die Welt zu verbessern?
„Unsere Zielgruppe ist ganz breit“, erzählt Mitorganisatorin Nana Alsted von der Jyderup Højskole, „Wenn man die Nase voll hat von Politikern und Parteien, kann man hier trotzdem etwas Politisches machen.“ Dass Einzelne kaum etwas bewirken könnten, lässt Nana als Argument nicht gelten: „Alle die Verbesserungen wie Frauenwahlrecht und Gewerkschaften, die wir heute als gegeben hinnehmen, gibt es nur, weil am Anfang Einzelne dafür gekämpft haben.“ Im Gespräch mit anderen kann sie beinahe sauer werden, wenn in Frage gestellt wird, dass nachhaltiges Engagement nötig sei und etwas bewegen könne. Den neuen Kurs stellt sie sich als kleinen, produktiven Thinkthank vor, wo auch Platz für gegenseitigen Austausch und Brainstorming bleibt. Das Themenspektrum reicht von Grundlagen über den Zustand der Welt, die persönliche Motivation als Ausgangspunkt für Veränderungen, Klimapolitik und grüne Geschäftsmodelle bis hin zum Thema „Politische Machtstrukturen und Werkzeuge, diese zu beeinflussen“.
Auch im von mir hoch gelobten Dänemark sieht Nana noch genug Handlungsbedarf, was eine grüne Wende unseres Alltags angeht. „Dänemark ist gut im Blick auf grüne Lösungen und die Energiewende, aber wir haben einen so hohen Lebensstandard, dass unser ökologischer Fußabdruck trotzdem viel zu groß ist.“
Am Kurs „Grøn Guerilla“ kann jeder teilnehmen – auf Englisch oder Dänisch, 12 oder 18 Wochen, ab 16. August oder erst später, für rund 190 Euro pro Woche inklusive Kost und Logi. Wer sich bis 1. Juli anmeldet, bekommt Rabatt.
Infos zum Kursus & zur Hochschule und Grøn Guerilla auf Facebook
Weitere Beobachtungen über Kulturunterschiede und grüne Initativen in Dänemark gibt es übrigens in meinem Buch „Ein Jahr in Kopenhagen“ zu lesen.
Linkparty {EiNab}
Weil ich die Idee so schön nachhaltig und wichtig finde, möchte ich sie direkt an das derzeit bei Fool Fashion gefeierte Linkfest {EiNab} schicken. Wer auch Beiträge zu grünen, nachhaltigen Themen geschrieben hat und sie mit Gleichgesinnten teilen möchte, klicke hier entlang.
ach, Dänemarkt, jeg elsker dej!
Die Dänen sind echt so coole Socken, das macht einfach richtig Spaß!
LG Zora
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Denk ich mir auch manchmal! – klar, gibt’s auch ein paar Sachen, die bei uns schon besser sind (z.b. die Möglichkeit, biofaire Klamotten zu kaufen), aber man muss schon länger überlegen 😉 morgen ist Wahl in DK. Ich hoffe, die Dänen werden ihre grün-soziale Regierung behalten. Es steht 50:50 in den Meinungsumfragen!
Liebe Grüße,
Marlene
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Da drücke ich ganz fest die Daumen, dass die alte auch die neue Regierung in Dänemark wird. Tolles Angebot der Volkshochschule auf Seeland. LG, Monika
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Das hoffe ich wirklich auch – morgen wissen wir mehr. Liebe Grüße, Marlene
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Hallo Marlene!
Jetzt bin ich gerade Deinem Link gefolgt und habe die Videos von Dir gesehen! Endlich einmal Marlene live sehen!
Interessanter Beitrag! Da gibt es wirklich viel Interessantes zu lernen an dieser VHS.
lg
Maria
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Stimmt, auf meiner anderen Website gibt es bewegte Bilder mit mir 😉 Ich seh mich selbst ja nicht gern im TV… Ich hoffe, wir sehen uns irgendwann auch einmal im wirklichen Leben!
Viele Grüße,
Marlene
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Hallo Marlene!
Das kann ich voll gut nachvollziehen, ich mag das auch gar nicht!
lg
Maria
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Super Artikel ! Danke!
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Danke gleichfalls 😉
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Ich hab’s jetzt erst beim Lesen der Zeit vom 18. Juni diesen Jahres entdeckt. Dort wird im Artikel ‚Das Müll Menü‘ – Essen kochen aus Essensresten – das Kopenhagener Reste-Restaurant Rub&Stub erwähnt.
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Von dem hab ich auch schon öfter gelesen! Vielleicht nimmt sich hierzulande ja mal jemand ein Beispiel daran 🙂 schön, dass du auch die Reste alter Artikel nicht verkommen lässr. Ich mach das auch so. Gerade Zeit-Artikel haben ja eine lange Haltbarkeit!
Liebe Grüße, Marlene
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Zum Glück. Da kann man in Ruhe lesen und hat nach Wochen immer noch geistige Nahrung und keine Flachwasserartikel.
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