Warum das Meer uns mehr angeht

Ich gebe es zu, ich bin eine Landratte, die die meiste Zeit ganz weit weg vom Meer und den großen Ozeanen lebt. Da kann man die Gedanken und die Artikel über die Verschmutzung, Überfischung und Erwärmung der Meere eigentlich ganz einfach verdrängen, frei nach dem Sprichwort „Aus den Augen, aus dem Sinn“. Auch wenn ich mich bemühe, das nicht zu tun und beispielsweise versuche, meinen Plastikkonsum und Mikroplastik-„ausstoß“ zu verringern und nur noch MSC-zertifizierten Fisch zu essen, hat mich doch neulich ein Satz in einem Interview sehr beeindruckt. Darin sagte die US-amerikanische Meeresforscherin Sylvia Earle, dass das Schicksal der Meere eins sei mit dem Schicksal der Menschheit. Sie führt das so aus:

„Wir bringen gerade den Ozean in große Gefahr: Die Hälfte der Korallenriffe sind bereits abgestorben, neunzig Prozent der großen Fische sind verschwunden, das Meer versauert und wird wärmer, wir kippen tonnenweise Plastik hinein und Chemikalien. Mehr als die Hälfte des Sauerstoffs, den wir atmen, wird im Ozean produziert. Wenn wir den Organismen, die das bewerkstelligen, die Lebensgrundlage entziehen, gefährden wir nicht zuletzt uns selbst.“




Meeresschicksal = Menschheitsschicksal

Die Frau, die die oben zitierten Worte sagte, ist inzwischen 82 Jahre alt, erforscht die Ozeane seit sechs Jahrzehnten und hat nebenher noch ihre eigene Meeresschutzorganisation (Mission Blue) gegründet. Und obwohl sie uns auf solch existentielle Zusammenhänge hinweist, betont sie, dass sie optimistisch bleiben möchte. Sie sagt, es werde immer schwieriger, die Meere nachhaltig zu schützen, aber es sei gerade noch Zeit, um unser Verhalten zu ändern. Und sie vertraut dabei auf jeden einzelnen: „Wenn die Leute wollen, dass etwas passiert, dann passiert es. Jeder kann Entscheidungen treffen, die die Welt zu einem besseren Ort machen.“

Wer noch mehr von Sylvia Earles Geschichte und Arbeit hören möchte, kann sich diese beeindruckende Rede von ihr auf YouTube anschauen.

Dabei habe ich nicht zuletzt gelernt, dass man über Google Maps – dank Sylvia Earle – teilweise auch unter die Wasseroberfläche der Meere schauen kann. Man kann einfach von zu Hause aus mal eben das Mantis Reef vor der australischen Küste anschauen und sehen, was unsere Enkel vielleicht nur noch aus Geschichtsbüchern – oder historischen Google Maps Aufnahmen – kennen werden:




Trotz der vielen schockierenden Fakten über den schlimmen Zustand der Meere steckt Sylvia Earle den Kopf nicht in den Sand. Gerade diesen Optimismus und die Art wie sie auf riesige globale Probleme hinweist ohne zu entmutigen, finde ich bewunderns- und nachahmenswert.

Denn wie oft will man am liebsten die Augen verschließen vor alledem, was auf der Welt schief läuft und sich mit den Worten „Darauf habe ich sowieso keinen Einfluss!“ verdrücken? Irgendeinen Einfluss auf das Meer hat nämlich fast jeder von uns: Vielleicht tragen wir Kleidung mit Polyester-Anteil, deren mikroskopisch kleine Plastikteile durch Waschmaschinen und Kläranlagen hinaus auf See gelangen. Vielleicht fahren wir mit Fahrzeugen, deren Reifenabrieb einen sehr großen Anteil an der Mikroplastik-Verschmutzung haben. Vielleicht essen wir Meerestiere, deren Bestände immer weiter schrumpfen, weil die Politik die Fangquoten vor allem mit Rücksicht auf die Fischerei-Industrie festlegt. Und vielleicht produzieren wir jede Menge CO2, das die Meere zunehmend versauern lässt und so Meerestiere schädigt. Und irgendetwas kann bestimmt auch fast jeder von uns tun, um die Meere ein kleines bisschen weniger zu schädigen, oder?



#DHMMeer: Per Blogparade eintauchen ins Meer

Wenn ihr euch auch viel über den Zustand der Meere Gedanken macht oder einfach nur die Schönheit der Ozeane und Strände genießt, dann möchte ich euch die Blogparade #DHM Meer des Deutschen Historischen Museums in Berlin empfehlen. Bis 25. Juli 2018 könnt ihr noch mitmachen. Zur Blogparade gehört die Ausstellung „Europa und das Meer“, die bis 6. Januar 2019 zu sehen ist.

Und darüber hinaus möchte ich den Blogpost natürlich bei der aktuellen Runde unserer grünen Linkparade „einfach. nachhaltig. besser. leben.“ einreichen, die Jenni vom Blog Mehr als Grünzeug gerade sehr nachdenklich und philosophisch eingeleitet hat. Auch hier sind interessante Blogposts zu Themen rund um einen nachhaltigen Alltag immer herzlich willkommen.

10 Kommentare

  1. Liebe Marlene,

    merci beaucoup für deinen hoffnungsvollen Beitrag. Liest man all die Berichte zur Meeresverschmutzung, so kann einem nur Angst und Bange werden. Gleichzeitig motiviert es, zu versuchen Plastikmüll zu meiden und das den Kids beizubringen.

    Dein Beitrag knüpft prima an den von Alexandra an https://dralexandrahildebrandt.blogspot.com/2018/07/versunken-im-meer-was-von-uns-im.html

    Ich wusste auch noch nicht, dass wir via Google ins Meer schauen können.

    Nochmals – DANKE!

    Herzlich,
    Tanja von KULTUR – MUSEUM – TALK

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    1. Hallo Tanja,
      ja, der Blick ins Meer via Google war mir auch neu, sieht aber fantastisch aus 🙂 Danke für den Link zu Alexandra, das werde ich mir gleich anschauen.
      Viele liebe Grüße und weiterhin eine tolle Blogparade!
      Marlene

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  2. An der Ostsee ärgern wir uns ja höchstens über zu viel Quallen. Der Plastikmüll ist irgendwie zu weit weg. In der Schlei ist ein Skandal über zuviel Plastikmüll im Wasser. https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Plastik-Skandal-in-Schlei-wohl-groesser-als-gedacht,schlei280.html
    Das ist jetzt ein wenig nördlicher von mir, aber in der Region vor Ort wenig Gesprächsthema. Ich finde ja gut, dass es Supermärkte gibt, die keine Plastiktüten mehr verkaufen. Erst gestern wurde ich in einem Laden gefragt, ob ich eine Plastiktüte für meinen Einkauf will.
    Auf der anderen Seite leben wir als Lebensgemeinschaft schon sehr sensibilisiert zu diesem Thema.

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    1. Ich finde auch, es tut sich einiges und das ist gut so! Die Leute werden bewusster, konsumieren Plastik bewusster, auch wenn noch viel Luft nach oben ist, gefühlt stimmt die Richtung. Ganz viele Grüße an dich!!

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  3. Hallöchen! Du hast vollkommen recht! Wo du gerade vonm meer, also auch ebbe und Flut redest :O 😀 :D….genau der Grund warum ich hier sitze, der Mond ist gerade so schön, da kann ich echt nicht schlafen, verflixxt! Ja gut und es ist natürlich auch noch recht warm :O :D….naja, ich danke dir sehr für diesen beitrag und hoffe, dass er ganz ganz viele Menschen erreicht, also auch gedanklich 😉 Ich wünsche dir eine gute nacht und sende die besten grüüße aus’m hotel schenna 😉 Pia

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    1. Hallo Pia, lieben Dank für deinen Kommentar! Du hast recht, in der Wärme findet man kaum Schlaf – gut, wenn dann das Meer nicht weit ist 🙂
      Viele liebe Grüße, Marlene

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